Wir hatten Spaß miteinander - mein neuer MonsterAG-Kurs und ich. Aus der kleinen vierten Klasse von sieben Kindern, hatten fünf ihren Weg zu mir gefunden und sich (meistens) mit viel Energie und Spaß erfolgreich allen Herausforderungen gestellt, die der Puppenbau so mit sich bringt. Wir waren gerade soweit gekommen, unsere selbstentworfenen Klappmaulpuppen fertiggestellt zu haben und wollten mit ihnen bei TikTok ein neues Kapitel des Grundschulpuppentheaters schreiben, als Corona uns alle von heute auf morgen nach Hause geschickt hat. Glücklicherweise hatten meine Kids ihre Puppen größtenteils mit nach Hause genommen - alle... bis auf einen. Einer ist ganz alleine übriggeblieben und sitzt seit Mitte März bei mir fest. Ronaldo M. wartet seitdem im zehnten Meer auf das Ende der Pandemie oder ein Zeichen seines Erbauers, um endlich wieder nach Hause zu kommen.
Er ist eigentlich eher ein harter Kerl, den nichts so leicht aus der Bahn wirft, aber er vermisst seine Familie schmerzlich.
| Ein Bild des Jammers. Lautstarken Jammers. Liebe Nachbarschaft, es tut uns sehr leid, aber wir denken, dass es wichtig ist, dass er es ab und zu auch rauslässt und bitten um Euer Verständnis. |
Oft steht er einfach nur da und schaut in die Ferne. Er redet nicht viel, aber das muss er auch nicht. Man braucht nicht wirklich große empatische Fähigkeiten, um ihn auch ohne Worte zu verstehen.
Nach und nach haben sich Hoffnungslosigkeit und Resignation in ihm breitgemacht, die wir trotz vereinter Bemühungen aller Bewohner des zehnten Meeres nur schlecht in den Griff bekommen.
| Kein Licht am Horizont. Wir geben hier echt alles, um Ronaldo ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, aber es wird zunehmend schwierig. |
Kaum ein halbes Jahr alt scheint es Ronaldo so, als sei er am Ende seiner Möglichkeiten angekommen.
| Nur noch Asche und Rauch. Ja, o.k., er steigert sich da auch ein bisschen rein, aber es lebt ja nun auch jeder seine eigene Realität. |
Wir hoffen auf diesem Wege Ronaldos Erbauer zu erreichen. Möglicherweise ist alles ein großes Missverständnis und er wartet genauso sehnsüchtig auf Ronaldo, wie er auf ihn. Sollte sich aber weiterhin niemand melden, werden wir wohl noch intensiver nach einem Weg suchen müssen, um die Einsamkeit aus Ronaldos Herzen zu vertreiben.
So wie ihm ist es in dieser Zeit so einigen gegangen und tut das auch noch. Zwar war auch die Hilfsbereitschaft groß, aber die Dauer der ganzen Angelegenheit macht mürbe, der Alltag hat so manche Hilfsaktion einschlafen und die Einsamen noch einsamer werden lassen. Der Herbst und der Winter werden dieses Geschehen noch verstärken für die, die weiter vorsichtig sein möchten. Für die, die es unerträglich finden, steigt die Gefahr einer Infektion. Gerade alleine lebende ältere Menschen sind mitten unter uns davon betroffen. So einige unter ihnen sind auch nicht besonders internetaffin und daher noch weiter vom Leben abgeschnitten, als viele von uns sich das heute vorstellen können. Es ist an uns, das besser zu machen. Schon ein kleiner Anruf, eine kleine Aufmerksamkeit ändern vieles.