Donnerstag, 26. September 2013

Es war einmal... oder wie es mit den Gorgies weiterging

Tag und Nacht sind sie bei mir, um mich herum und flüstern Ideen in meinen Kopf. Manchmal bin ich froh, daß nicht nur ich für diesen nächtlichen Einsatz bezahlen muß... 
Nein, sie haben mich noch nicht losgelassen. Im Gegenteil - sie sind überall und verlangen Aufmerksamkeit. An Tagen wie heute entstehen Biester wie er da oben nach Momenten wie dem gerade erlebten, in dem ich mir einen Tee und der Katze Futter machen wollte. Ja, parallel. Ein Fehler wie ich jetzt weiß, wenn das Hirn nicht wenigstens eine Mindestmenge an Schlaf und Ruhe erfahren durfte. Nun ja, inzwischen habe ich das Katzenfutter aus der Tasse gewaschen, die sprachlose Katze mit frischem Futter zufriedengestellt und mir einen neuen Tee gezaubert - alles brav nacheinander - und nun kann ich mich ihnen endlich wieder widmen. Sie vermehren sich weiterhin fröhlich, erlernen beinahe täglich neue Gesichtsausdrücke, bekommen Haare - zumeist auf dem Kopf,

Sie trägt Brille. Hinten drin ;-)
mutieren gar zu eigenen Unterarten und verlassen zunehmend auch das Haus in Form individueller Sonderanfertigungen z.B. zum Schutze von Handys oder Readern, als USB-Stick-Verteidiger, Kinderbefreunderbrustbeutel, Brillen- oder Schlüsseletuis - die Gorgies. Angefangen als Spontanidee für die Kindergeburtstagsparty meiner Tochter haben sie mittlerweile einen festen Platz in der Familie und auch schon Geschichte(n) geschrieben. Ich zeige Euch in den nächsten Tagen einen Teil dessen, was sich da in letzter Zeit alles getan hat:

Diese beiden Herren z.B. wohnen mittlerweile in Berlin:
























Wie Dr. Jekyll and Mr. Hyde sind die beiden zwei Seiten derselben Medaille - der kultiviert überlegene, dezent arrogante Dr. Jekyll, seines Zeichens Hemd- und Krawattenträger, ist in jeder Sakkotasche zu Hause, beteiligt sich problemlos spontan an Geschäftsgesprächen und ist dabei absolut in der Lage, diese durch sein breitgefächertes Wissen zu bereichern, während im Untergrund Mr. Hyde ungeduldig darauf wartet, daß das Sakko seinen Haken findet und der ledernen Rockerkutte weicht. Kampferprobt und furchtlos begleitet er seinen Besitzer dann als Handywächter in jede noch so dunkle Gasse oder zwielichtige Taverne. Es gab meines Wissens nach seitdem keine Übergriffe mehr auf das so wertgeschätzte IPhone.

Zugegeben - die Verständigung zwischen den beiden verläuft nicht immer ohne Probleme, aber auch hier gilt: Ein Gewitter von Zeit zu Zeit kann die Luft gründlich reinigen :-)  und soweit ich weiß, sind beide unverletzt aus diesem Gefecht hervorgegangen.
"Komm her, wenn Du Dich traust!"

Auch das folgende Modell hat es besonders gut erwischt. Der erste der Katzengorgies vereint die allgemein gefräßige Note der Gorgys mit dem Hauch des Geheimnisvollen... der aber schnell verfliegt, wenn der Gorgy in seinem Element is(s)t - man lasse nur die Fotos weiter unten auf sich wirken.

"Miiiiiaauuuuuuu..."
Er hatte das Glück, in einem äußerst verständnisvollen Haushalt zu landen, wird hervorragend gepflegt und hat sich so auch bereits perfekt eingelebt. Über etwaige kleinere Macken wird hier freundlicherweise hinweg gesehen. Mir drängt sich der Verdacht auf, daß diese Macken sogar gemocht werden ;-)

Pizzzzzzzaaaaaaaaaaaaaa!!!!! Abwarten ist nicht gerade seine Stärke, aber für solch einen Leckerbissen überwindet sogar ein Gorgy seine Natur.
Daß ein Gorgy sein Essen teilt, ist höchst ungewöhnlich und zeugt von großer Liebe zu seinen Besitzern. Vielleicht kamen die beiden anderen aber auch zu spät? Das Geräusch jedenfalls, was sich hier aus dem Foto aufzudrängen scheint, entzieht sich meiner Verantwortung.
Hier scheint sich eine Romanze anzubahnen - vielleicht erreichen mich bald die ersten Bilder von Eulengorgies? Man darf gespannt sein!
Konkurrenten werden hemmungslos aus dem Weg geschafft - da hat der sanfte Teddybär hier leider keine Chance. Man beachte das Bauchnabelpiercing - ein weiteres Novum im Reich der Gorgies. 
Zu ein paar Freunden hat es dieser Gorgy aber offensichtlich auch schon gebracht - obwohl er mir nicht völlig vertrauenswürdig erscheint zwischen den anderen sehr freundlichen Gestalten. Oh! Ist da ein entfernter Verwandter dabei?
Gut - nun wollen wir ihn schlafen lassen. So ein Gorgytag ist anstrengend und auch morgen gibt es noch jede Menge zu vertilgen - und zu berichten! Von all den anderen bunten Varianten, die sich hier entwickelt haben... :-)
Ich danke den fotografierenden Gorgybesitzern für das Zur-Verfügung-Stellen der Bilder. Ich habe mich sehr gefreut, daß meine kleinen Freunde so gut angekommen sind.

Eine Anmerkung zum Schluß: Eigentlich sollten die Gorgies längst gezähmt und in Form von Stickdateien verpackt sein, aber momentan ist ihre Vielfalt so unüberschaubar, daß ich erst einmal etwas Licht in das Chaos tragen und Ordnung schaffen muß, bevor ich saubere und sinnvolle Paketchen packen kann, die ich dann durch den Dschungel des Geschäftlich-Rechtlichen zu all denen trage, die es selber mit den kleinen Biestern aufnehmen wollen. O sendet mir ein wenig freie Zeit! Danke ;-)
Bis dahin bastele ich weiter - zwischenzeitlich leicht verwirrt bis enterdet - daran, all die vielen bunten Einflüsterungen umzusetzen, die sich mir präsentieren.

Dienstag, 24. September 2013

Tutorial, Teil 2: Auch Herrenhemden können Rock to go

Hier habe ich noch einen Nachtrag zum gestrigen Rock to go Post für Euch. Wie Ihr ja vielleicht wißt, re- oder upcycle ich gerne abgelegte Kleidung. Auch so ein schnelles Röckchen eignet sich bestens um aus solcher hergestellt zu werden. Daher habe ich meinen Alte-Hemden-Vorrat hervorgekramt und folgendes daraus zusammengebaut:

Glücklicherweise hebe ich seit Jahren die alten Hemden hier im Hause auf - noch sind ein paar da :-)
Und hier noch ein paar Bilder und Sätze zur Vorgehensweise: Für diese Variante braucht Ihr drei Herrenhemden von ähnlichem Schnitt, die Euch zusammen gut gefallen. Der untere Abschluß und die Breite der Hemden sollten sich nicht zu stark unterscheiden, kleine Unterschiede können allerdings ausgeglichen werden.

Die untere Rundung ist ähnlich, die Breite unterscheidet sich etwas - je gleicher die Hemden von der Breite her sind, desto leichter kann man sie aneinander anpassen.
 Nun entscheidet, welches Hemd das unterste, das mittlere und das obere sein soll. Die unterste Lage sollte Eure gewünschte Gesamtlänge - bei mir sind das wieder die 35cm von gestern - weniger 4cm haben, bei mir also 28cm. Die fehlenden 4cm erhalten wir später durch den oberen Abschluß. Die zweite Lage habe ich 7cm kürzer gewählt, also 21cm. Die oberste Lage soll am Ende den gleichen Abstand zur mittleren Lage haben wie diese zur untersten, bildet aber auch den oberen Abschluß. Für diesen Abschluß rechne ich 11cm - also 21cm (mittlere Lage) minus 7cm Abstand, aber plus 11cm Abschluß = 25cm Länge für die oberste Lage.

So werden die Hemden kleingeschnitten :-)
 Nach dem Abschneiden der Hemden in der errechneten Länge, verwende ich Baumwollspitze, um die Abschlüsse zu verzieren. Auch fällt der leichte Hemdenstoff so etwas zuverlässiger nach unten.

Die drei Hemdenteile und die 3cm breite Baumwollspitze von Familie Jörg Spitzner.
 Ich stecke die Spitze auf der linken Hemdseite so fest, daß ich sie von rechts in der bereits vorhandenen Saumnaht der Hemden annähen kann. Die Anfänge und Enden schlage ich ein kleines Stück nach innen um und sichere sie mit ein paar unauffälligen weißen Zickzackstichen.


Wer nicht feststecken mag - was ich gut verstehen kann - kann die Spitze z.B. auch mit dem doppelseitigen Klebeband Stylefix von Farbenmix festkleben.

Stylefix in Aktion
Hier wird die Spitze von der rechten Hemdseite aus in der  Hemdensaumnaht festgenäht.
 Ich habe die beiden oberen Lagen mit Spitze versehen. Als nächstes schnappe ich mir die beiden unteren Lagen und markiere die vordere und die rückwärtige Mitte beider Teile (Seitennähte aufeinanderlegen).


Ich stecke diese beiden Lagen in der gewünschten Reihenfolge aufeinander und verbinde beide Teile an beiden Seitennähten und jeweils an der vorderen und hinteren Mitte. Die offenen Schnittkanten sollten dabei aufeinander liegen.


Im Idealfall sind die Hemden gleich breit und Ihr könnt nun einfach rundherum beide Teile aneinander stecken, aber meist paßt das nicht so ganz und dann müßt Ihr den überschüssigen Hemdenanteil gleichmäßig zwischen Euren Fixpunkten verteilen. Oft reicht es, den einen Stoff etwas zu dehnen, wenn es sich aber um sehr unterschiedliche Hemden handelt, müßt Ihr eventuell kleine Falten einbauen. Das macht alles nichts, denn durch das Aufrüschen am Ende, ist das dann nicht mehr sichtbar.


Wenn alles gut verteilt und festgesteckt ist,verbindet Ihr beide Lagen an der Schnittkante mit einem breiten Zickzackstich. Sie werden im Folgenden gemeinsam verarbeitet und das ist so einfach leichter.


So, nun müssen die beiden unteren Lagen einen Moment warten, denn nun widmen wir uns der obersten.


Auch hier nutze ich wieder den doppelt umgebügelten Abschluß - also zunächst bügele ich etwa 1cm an der Schnittkante des Hemdes nach innen.


Im zweiten Schritt dann folgt eine zweite Bügelkante im Abstand von 5cm zur ersten - das wird am Ende die Oberkante unseres Röckchens. Dabei wird der Stoff wieder nach innen gefaltet.


Im nächsten Schritt lege ich die oberste Lage an ihren Platz auf den anderen Lagen und stecke den umgebügelten ersten Zentimeter an die verbundenen unteren Lagen. Dabei erfasse ich nur diesen doppelt liegenden Bereich des ersten Zentimeters und die unteren Lagen, nicht die oberste Lage ein zweites Mal.


Ich klappe danach die Lagen wieder auseinander, so daß ich den doppelten Zentimeter an die unteren Lagen nähen kann. Auf dem Bild liegen die beiden unteren Rocklagen rechts, die oberste links. Der Vorteil dieser Methode - die nur kompliziert klingt, die aber eigentlich ganz einfach ist, wenn ich das nur besser erklären könnte :-) - ist, daß der Rock auch von innen sauber verarbeitet ist und so, abgesehen von der professionelleren Optik, nicht kratzen sollte.


Klappt die oberste Rocklage nun wieder an ihren Bestimmungsort. Jetzt sollte Eure zweite Bügelkante den oberen Abschluß bilden.

So sehen meine miteinander verbundenen Lagen nach diesem Schritt aus.
Als nächstes nähe ich von rechts, bis auf eine kleine Lücke für das Gummi, rundherum mit Geradstich und zwar etwa im Abstand von 5cm - entscheidend ist, daß Ihr die beiden unteren Rocklagen dabei innerhalb des eingeklappten Zentimeters mit erfaßt. Wenn Eure oberste Hemdenlage nicht ausgerechnet die breiteste ist - wie bei mir - dann liegt jetzt alles schön glatt aufeinander und das Ganze geht problemlos. Paßt nur auf, daß sich der Bereich der Knopfleisten übereinander nicht verschiebt, denn DAS fällt am Ende auf. Steckt diesen Bereich also am besten vorher mit zwei Nadeln fest.


Zusätzlich steppe ich dann die obere Bügelkante/Rockkante nocheinmal knappkantig ab, damit sich das Ganze nach der ersten Wäsche nicht rollt.


Zeit für das Gummiband! Meins ist 50cm lang - wobei hier weniger Spielraum bleibt, als bei dem Bündchen gestern, denn das Gummiband ist weniger leicht dehnbar und muß hier noch viele Rüschen aufnehmen - also bleibe ich nah bei meiner Messung von gestern und würde von weiterem Engerstellen an dieser Stelle abraten. Es ist 4cm breit - das ist meiner Tochter angenehmer als die feineren Gummibänder, da sich der Zug eben auf die größere Breite verteilt und zusätzlich verleiht es der Rockkante auch noch etwas Stand.

Das Gummiband wird mit einer Sicherheitsnadel eingezogen. Am anderen Ende habe ich zur Sicherheit auch eine befestigt, damit ich es wieder herausholen kann, sollte ich zu stark gezogen haben - Schaden macht klug ;-)
 Das Gummiband wird nach dem Einfädeln zur Runde geschlossen, ganz eingezogen, die Einfädelöffnung zugenäht und die Rüschen gleichmäßig verteilt. Dann bügele ich einmal mit Dampf über den oberen Abschluß, also die oberen 5cm und schon ist der Rock fertig!

Natürlich können beide Tutorials auch fröhlich kombiniert werden - die Hemdenbahnen sehen z.B. sicher auch mit einem farblich passenden Bündchen als Abschluß schön aus. Auch zweilagige längere Hemdenröcke stelle ich mir schön vor oder bunte Baumwollröckchen mit mehreren kurzen Lagen - ach, hätte ich doch mehr ZEIT! Aber meine ist nun abgelaufen - die Zwerge warten. Wenn Ihr etwas Schönes aus diesen und Euren Ideen gebaut habt, schickt mir doch Bilder - ich würde mich sehr freuen.

Montag, 23. September 2013

Tutorial: Rock to go

Viel einfacher zu nähen kann ein doppellagiger Rock nicht sein :-)
Heute habe ich gemeinsam mit meiner Kleinsten einen Katalog voller französischer Kindermode durchstöbert. Meine jüngste Tochter ist das, was man sich so landläufig unter einem "richtigen Mädchen" vorstellt - sie liebt Kleider und Röckchen, zarte Spitze und glänzende Schuhe, rosa-bunte Farbzusammenstellungen und Rüschen. Natürlicher Charme ist ihr angeboren, sie klimpert mit den Wimpern, posiert und dreht sich wie eine Ballerina, wickelt sämtliche Verwandtschaft hemmungslos um den Finger und ist alles in allem unwiderstehlich zuckersüß, sogar wenn sie die kleine Hexe in sich entdeckt und z.B. ihrem großen Bruder den Lieblingssessel wegschnappt.
So ist es auch nicht ganz einfach, mit dieser Person einen Katalog voller ganz entzückender Kinderkleidung anzusehen: Während jede Seite bei ihr neue hinreißende Begeisterungsstürme auslöst, gleiten die Euros vor meinem geistigen Auge einer nach dem anderen lautlos aber stetig aus dem Fenster, was zu einem unangenehmen Konflikt im mütterlichen Inneren führt. Auf mein daraus resultierendes: "Fine - ich finde die Sachen ja auch schön, aber das kannst Du nicht alles haben, das ist viel zu teuer!" kam dann spontan und ganz trocken die Lösung: "Und wieso nicht? Du kannst doch nähen, Mami!" Voller Zufriedenheit über ihre geniale Idee saß sie da vor mir: strahlende Kinderaugen, stolz spitzbübisches Lächeln, herausfordernd angehobenes Kinn, kleine warme Hände, die meine halten. Ja, ich hatte verloren. Damit war das Problem für sie gelöst und ich saß da mit Auftrag. Einem Berg von Aufträgen.
Naja, mit einiger Kindererfahrung im Rücken weiß ich ja auch, daß nicht alle Wünsche erfüllt werden müssen, um ein glückliches Kind zu erzeugen und so habe ich dann beschlossen, einfach sofort mit einer bunten Kleinigkeit anzufangen.
Die Röcke in dem Katalog hatten es ihr besonders angetan - mehrlagig und üppig mit weichem Bündchen um den empfindlichen Bauch - eigentlich nicht sehr komplex, aber wirkungsvoll. Schnell gemacht. Also ging es ab ins Nähzimmer, das Maßband und die Tochter geschnappt, ein paar Stoffreste zusammengesucht, gemessen, geschnitten, ein bißchen gerüscht und zusammennäht - fertig. Wenn die Maße bekannt sind und ein erster Proberock genäht, dauert das kaum eine Stunde pro Röckchen und es gibt sicher noch schnellere Näherinnen als mich. Ein bißchen ausführlicher? O.k.!

Für dieses Röckchen habe ich zwei verschiedene Baumwollreste und etwas Bündchenstoff verwendet.
Also welche Maße brauche ich? Das kommt natürlich auf mein Kind an - in zweierlei Hinsicht. Meine Kleine mag es lieber, wenn die Röcke locker auf der Hüfte sitzen. In der Taille stören sie sie. Also messe ich bei ihr den Umfang im Bereich der sogenannten Hüftknochen, also oberhalb des Pos, damit dieser das Ganze noch am Abrutschen hindern kann. Der Bauch sollte entspannt sein bei der Messung, denn glücklicherweise ziehen Kinder selbigen noch nicht ständig ein, sondern lassen ihn sein, wie er eben ist und dafür muß Platz bleiben. Also müßt Ihr zuerst entscheiden, wo der Rock sitzen soll. Dann müßt Ihr dort den Umfang messen. Bei meiner recht zierlichen Fünfjährigen waren das 55cm.
Das zweite wichtige Maß ist die Länge. Ich wollte, daß der Rock oberhalb des Knies endet. Also habe ich von der gedachten Oberkante des Rocks bis knapp über das Knie gemessen. Bei meiner Süßen waren das 35cm.
Jetzt muß ein bißchen gerechnet werden. Noch jemand mit Matheblockade? Keine Sorge - das schaffen wir alle ;-) Die gemessene gewünschte Länge (bei mir 35cm) unterteilt sich in Bündchen und Rockteil, wobei ich mich auf das untere längere Rockteil beziehe. Mein Bündchen hatte eine Endlänge von 7cm , bleiben für den längeren Rockteil 28cm.
 Nun müssen wir beim Bündchen aber beachten, daß es doppelt genommen wird und auf beiden Seiten eine Nahtzugabe braucht - also in meinem Fall 7cm (Länge) x 2 + 2cm NZ = 16cm. Mein Bündchen wird also 16cm lang. Die Breite geht natürlich nach dem gemessenen Umfang. Bei meiner Tochter 55cm an der Hüfte - das übernehme ich aber nicht eins zu eins, denn das Bündchen soll ruhig etwas gedehnt sitzen, damit es den Rock in Position hält. Hier kommt es wieder ein bißchen darauf an, was Euer Kind an Druck auf den Bauch toleriert. Meine zieht alles aus, was auch nur dezent zu kneifen droht. Ich habe das Ausgangsmaß für das Bündchen 50cm breit gewählt und es sitzt noch recht locker, obwohl ja auch hier noch etwa 2cm für die Nahtzugabe verschwinden. Für ein Kind, das den Rock lieber etwas fester am Bauch hat (keine Sorge, bis zum Abschnüren ist es hier noch ein weiter Weg), kann man sicher den gemessenen Umfang um 8 oder 10cm verringern. Mein Bündchenteil hatte aber also die Maße 16 x 50cm.
Zum Rockteil: Er braucht oben eine Nahtzugabe und unten eine für den Saum. Oben wähle ich meine Standartzugabe von 1cm, unten ist es wieder etwas Geschmackssache. Ich mag etwas breitere Säume lieber, also zwischen 3 und 5cm. Ich finde, sie sehen nicht nur edler aus, da man nicht gleich bei jeder leichten Rockschwingung die Stoffrückseite sieht, auch fällt der Rock besser und der Saum klappt nicht so leicht hoch. Zusätzlich mag ich den unteren Abschluß am liebsten, wenn der Stoff doppelt eingeklappt wird, also die offene Stoffkante am Ende versteckt ist. Ich rechne bei dem Saum also für das erste Einklappen 1cm und für das zweite meine Saumbreite - hier 5cm - dazu. Bei einer gewünschten Endlänge von 28cm wäre meine Stoffbahn für den unteren Rockteil also 28cm + 1cm NZ (oben) + 6cm Saum = 35cm lang.
Aber wie breit mache ich das Ganze? Ich habe die doppelte Breite des Bündchens gewählt. Schaut Euch das Bild an und entscheidet selbst, ob Euch das zu viel oder zu wenig Rüsche ist :-) Meine Bahn für den unteren Rockteil war also 100cm breit und 35cm lang.
Der obere Teil des Rockes ist bei diesem Rock 5cm kürzer, die Bahn genauso breit wie die untere. Die Ausgangsmaße waren also 100 x 30cm.
So. Individuelle Maße fertig. Jetzt geht es fix. Schneidet Eure drei Teile zu - ein Bündchenteil, zwei verschieden lange Rockteile. Ich bügele dann als nächstes den Saum der Rockteile um. Zumindest in Zukunft. Das geht nämlich leichter, als erst die Bahn zur Runde zu schließen und dann zu bügeln, wie ich feststellen durfte ;-)

Doppelt umgebügelter Saum - erst ca. 1cm umbügeln, dann die gewünschte und eingerechnete Saumbreite.
 Nach dem doppelten Umbügeln klappe ich den Saum im Randbereich wieder auf und schließe die beiden Rockbahnen zu Runden. Ich habe dazu meine Overlockmaschine benutzt, aber ein Overlock-Stich einer normalen Nähmaschine tut es auch oder ein Geradstich plus Zickzack an der offenen Kante entlang zum Versäubern.

Alle Einzelteile gebügelt und zu Runden geschlossen.
Danach den Saum wieder hochklappen und von rechts mit schlichtem Geradstich in dem doppelt umgeklappten Bereich einmal herumnähen. Nun schließt auch das Bündchen zu einer Runde und klappt es auf die halbe Länge zusammen.

Bündchen umgeklappt auf die Hälfte der Länge und Rockbahnen gesäumt.
 Jetzt rüschen wir die Rockteile. Dazu stellt Ihr bei Eurer Maschine - soweit möglich - den Nähfußdruck herab (dann läßt sich der Stoff etwas leichter auf den Fäden bewegen und der später überflüssige Faden später besser herausziehen) und die Stichlänge so groß wie möglich ein. Bei meiner sind das 6mm. Jedes Rockteil erhält nun zwei Nähte am oberen Rand. Die erste dicht am Rand entlang in der Nahtzugabe, die zweite in einer Nähfüßchenbreite Abstand. Laßt die Anfangsfäden nicht zu kurz stehen, Ihr müßt sie greifen können.
Hier seht Ihr die beiden "Rüschnähte" an den beiden Rockteilen vordem Einrüschen.
 Jetzt nehmt Ihr auf einer Seite Eurer Nähte beide Unterfäden und zieht an ihnen bzw. schiebt den Stoff auf Ihnen zusammen. Ich mache das immer von beiden Seiten, um die doch recht zarten Fäden nicht zu sehr zu belasten, aber es geht auch von einer Seite. Ich knote, wenn ich etwa die Hälfte zusammengerüscht habe, die Unterfäden der ersten Seite zusammen und widme mich dann der zweiten. Ich schiebe den Stoff solange zusammen, bis mein Rockteil in etwa die Bündchenbreite hat. Im Zweifel laßt es lieber ein klein wenig breiter als das Bündchen - ein Extrafältchen läßt sich immer unterbringen (verdammt nochmal - wieso muß ich jetzt an mein Spiegelbild denken?!). Ich verknote auch die Unterfäden der zweiten Seite und verteile dann die Rüschen gleichmäßig. Beim zweiten Rockteil verfahre ich genauso.

Rockteile aufgerüscht.
 Da ich lieber auf der sicheren Seite fahre, nähe ich nun beide Rockteile einmal am oberen Rand mit einem dehnbaren Stich zusammen - der Zickzackstich reicht. Dann kann mir keiner mehr aus der Verbindungsnaht mit dem Bündchen rutschen.

Rockteile mit Zickzackstich verbunden.
 Jetzt kommt das Bündchen an die Reihe. Hier bin ich noch in zwei Schritten vorgegangen, um es anzunähen, ich denke aber, einer tut es auch. Näht beide offenen Kanten des zusammengeklappten Bündchens gleich mit einem dehnbaren Stich (die dehnbaren Stiche sind hier wichtig - sonst nutzt Euch die Dehnbarkeit des Bündchens am Ende gar nichts) an die gerade verbundenen Rockteile. Wer Sorge hat, daß er dabei eine Stoffschicht entgleiten läßt, kann es auch so machen, wie hier gezeigt: Klappt das Bündchen auf und legt es rechts auf rechts um die Rockteile. Verbindet alle drei Schichten mit einem dehnbaren Stich.

Bündchen zunächst mit einer Seite an die Rockteile genäht.
 Klappt dann das Bündchen wieder zusammen und näht auch die zweite offene Kante an die zuvor entstandene Naht. Nun könnt Ihr die Rüschnähte entfernen, die zu sehen sind - meist ist das nur die untere. Schneidet den Unterfaden in größeren Abständen ein und zieht ihn heraus, dann könnt Ihr den jeweiligen Oberfaden quasi abnehmen. Danach könnt Ihr die "allesverbindende Naht" noch nach unten in den Rock klappen und diese - wieder mit einem dehnbaren Stich - von rechts absteppen. Da meine Tochter auch auf abstehende Nähte sehr empfindlich reagiert, ist das bei uns Pflicht, aber ansonsten ist das nicht unbedingt nötig. Für die Optik macht es einen kleinen Unterschied,den Ihr erkennen könnt, wenn Ihr das allererste Foto mit dem allerletzten vergleicht :-)

Fertig!
Sooooo. Noch Fragen? Fragt nur :-) Ich muß jetzt meine Große wieder ins Bett bringen, die schon ein paar Minuten hinter mir steht und fragt, wann ihr Rock fertig wird. Morgen Süße, morgen :-)

Mittwoch, 11. September 2013

Grüne Knie

Das geht doch nicht nur uns so. Das ist bei Kindern doch völlig normal, oder? Ich meine das mit den Knien. Den grünen Knien. Es geht hier keine Waschladung dahin, in der sie nicht zu finden sind, keine Woche, in der bei passablem Wetter nicht neue dazu kommen. Das gehört dazu. Zitronensaft soll helfen, habe ich jetzt gehört - ich werde auch das ausprobieren. Löcher sind da auch. Oft. Alles kein Problem. Eigentlich. Aber die lieben Kleinen werden älter und zunehmend gibt es auch Tage, an denen meine Kinder zumindest die ein oder andere intakte Hose zu schätzen wüßten. So war denn meine Große zu einem Kindergeburtstag eingeladen, bei dem sie sich gerne hübsch angezogen hätte. Sie verschwand, um sich umzuziehen und ward nicht mehr gesehen. Eine Weile später fand ich sie dann auf der Treppe sitzend und diesen von weiblichen Wesen viel zu oft gehörten Satz ausstoßend: "Ich habe überhaupt nichts anzuziehen!". Das ließ mich die Augen rollen und ins Kinderzimmer stapfen - nur um vor Ort festzustellen, daß sie recht hatte. So, meine Herren - das gibt es nämlich auch. Wirklich. Sie hatte buchstäblich ausschließlich irgendwie verunstaltete Hosen und auch die diversen Wäschekörbe mit schmutziger und sauberer Wäsche brachten uns nicht viel weiter. Letzten Endes konnte ich sie davon überzeugen, auf einen Rock auszuweichen, brachte sie zum Geburtstag, blieb aber mit dem Hosenproblem zurück. Sie trug die aktuelle Größe zu diesem Zeitpunkt schon fast zwei Jahre und würde bald wachsen - neue Hosen in derselben Größe im großen Stil einzukaufen wäre einfach Unfug gewesen und so beschloß ich, mich des Bergs morscher Altbeinkleider anzunehmen, um sie mit verschiedenen Tricks aus der Nähkiste aufzuhübschen.

Nur ein kleiner Teil unserer Hosen mit Problem - ein ständig wechselnder Bestand. Das Foto gibt die Verfärbungen nicht annähernd so ausdrucksstark wieder, wie sie in Wirklichkeit sind.
Glücklicherweise mag es meine Tochter es so bunt wie ich und so konnte ich mich einfach ausleben - Hosen zu reparieren kann sogar Spaß machen :-D Aus einer bereits mehrfach geflickten Hose wurde so ein Rock. Die Beine, die nur noch aus mühsam zusammenhaltenden Einzelfäden bestanden, habe ich einfach so hoch abgeschnitten, daß ich den Schritt gerade so mit erwischt habe, dann einen breiteren Streifen Baumwollstoff gerüscht - wie breit ist Geschmackssache, man bedenke nur, daß man auch noch in dem Rock laufen können sollte und daß dazu ab einer gewissen Länge eine gewisse Breite durchaus förderlich ist - schön auszusehen ist schließlich nicht alles - und diesen Streifen habe ich dann schlicht rechts auf rechts an die Restjeans genäht, von rechts abgesteppt (Naht nach oben geklappt), verziert und fertig. Einige andere Hosen habe ich an den äußeren Seitennähten ein ganzes Stück weit aufgetrennt (die Außennähte sind leichter wieder zusammenzunähen), um sie direkt besticken zu können, was die Möglichkeiten zur Hosenverschönerung enorm erweitert und gar nicht viel Zeit kostet. Selbst ohne Stickmaschine kommt man deutlich besser an die Knie heran und kann so viel besser arbeiten.

Bunt geht es hier immer zu. Jetzt haben wir auch die passenden Hosen  :-)
Wieder eine andere Hose habe ich einfach ihrer Originalknie beraubt und neuen Stoff an deren Stelle - leicht gerüscht (1,5fache ursprüngliche Breite) - eingesetzt. Ungerüscht sieht hier aber ebenfalls sehr nett aus. Auch malerisch wurden die Hosen attackiert und Häkelblümchen angenäht - alles, was beim Tragen nicht drückt oder beim Rennen hängenbleibt, ist letzten Endes erlaubt.

Diese Dreiviertelhose war genau einen Tag sauber. Da kann man schonmal geräuschvoll mit den Zähnen knirschen. Nun versprüht sie etwas französischen Charme ;-)
Da all diese "guten Stücke" ohnehin Mülltonnenreife erreicht hatten, mußte ich auch nicht zittern - selbst nicht beim Umsetzen leicht merkwürdiger Ideen - schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr werden. Wurde es auch nicht. Meine Tochter hat sich gefreut. Ein oder zwei schlichte Hosen für den Notfall haben wir noch besorgt, aber das hat so eben auch gereicht. In diesem Sinne: Spart Geld, schnappt Euch die alten Dinger und habt Spaß :-)